Wenn im Iran Bomben detonieren, besonders an einem Tag, folgend auf die gezielt ausgeführte Liquidierung eines bedeutenden Anführers der pro-iranischen Hamas-Gruppe in Beirut, dann wird automatisch Israel in Betracht gezogen.
Die Israelis, die sich seit drei Monaten in einem blutigen Konflikt mit der Hamas befinden, haben allen Grund, ihre Stärke gegenüber allen Feinden in der Region zu demonstrieren. Der Iran wird aus israelischer Perspektive als der mächtigste und gefährlichste Gegner angesehen, da er sowohl ein nukleares Waffenprogramm vorantreibt als auch ein Netzwerk von Stellvertretern unterstützt, die Israel aus allen Richtungen bedrängen.
Nach den zwei Explosionen, die am Mittwoch bei einer Zeremonie in der Stadt Kerman fast 100 Menschen das Leben kosteten, beschuldigte Mohammad Dschamschidi, ein hochrangiger Beamter im iranischen Präsidentenbüro, explizit die USA und Israel: „Die Verantwortung für dieses Verbrechen liegt bei den Vereinigten Staaten und beim zionistischen Regime.“
Man in Israel glaubt nicht, dass der Mossad involviert war
Aber das State Department erklärte umgehend, die Anschuldigung gegen die USA sei „lächerlich“ und es gebe auch „keinen Grund anzunehmen, dass Israel mit dieser Explosion etwas zu tun hat“. Das offizielle Israel reagierte überhaupt nicht – so handhabt es solche Fälle, unabhängig davon, ob israelische Agenten beteiligt waren oder nicht.
Diesmal jedoch glaubt in Israel wirklich niemand, dass der Auslandsgeheimdienst Mossad in die Angelegenheit verstrickt war. Das war jedoch anders, als am Dienstag Salech al-Arouri, einer der herausragenden Hamas-Anführer, und fünf seiner Mitarbeiter in einer Wohnung in Beirut durch „chirurgisches“ Raketenfeuer aus einer Drohne getroffen wurden. Israels Politiker und Militärs (mit Ausnahme eines Abgeordneten der regierenden Likud-Partei, der sich verplapperte) schwiegen, aber hinter vorgehaltener Hand zeigten sie Zustimmung und die Presse sowie die Öffentlichkeit erfreuten sich offen über die „präzisen Geheimdienstinformationen“, die „professionelle Ausführung“ und den „großen Erfolg“.
Explosion auf Friedhof deutet auf iranische Opposition hin
In letzter Zeit gab es in Israel immer wieder Stimmen, die forderten, dass der Iran endlich die Konsequenzen für seine Taten tragen müsse. Das Mullah-Regime droht regelmäßig mit der Auslöschung Israels, unterstützt und bewaffnet jedoch andere Gruppen und lässt sie für sich kämpfen und leiden – darunter die Hamas und den Islamischen Dschihad der Palästinenser im Gazastreifen, die Hisbollah im Libanon, schiitische Milizen in Syrien und im Irak sowie die Huthis im Jemen.
In den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren hat Israel zahlreiche „Operationen“ gegen iranische Ziele durchgeführt. Diese waren jedoch gezielte Attacken: Anschläge gegen an nuklearen Waffen arbeitende Wissenschaftler, Explosionen in Anreicherungsanlagen, Cyberangriffe auf Zentrifugen, Luftschläge gegen Drohnenstützpunkte.
Das Zünden eines Sprengstoffkoffers mitten unter Menschenmassen auf einem Friedhof – das passt überhaupt nicht zu den Vorgehensweisen Israels. Es wäre eher angebracht, an die verschiedenen Gruppierungen im Iran zu denken, die sich gegen das Regime stellen und in der Vergangenheit ähnliche Angriffe verübt haben – wie beispielsweise Kurden, arabische Minderheiten, Isis und Al-Kaida.