Etliche Ukrainer entziehen sich einer Einberufung, indem sie Bestechungsgelder zahlen. Es wird nun enthüllt, dass die Rekrutierer immer drastischere Methoden anwenden, um die Lücken in den Soldatenreihen zu schließen.
Bereits im Spätsommer wurde bekannt, dass einige Ukrainer sich der Einberufung an der Front entzogen haben – teilweise durch Bestechungsgelder. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte daraufhin sämtliche Leiter der regionalen Rekrutierungsbüros entlassen. Dies ist in Anbetracht des nach wie vor andauernden, blutigen Krieges natürlich problematisch für die Ukraine. Am Anfang des Konflikts meldeten sich noch zahlreiche Männer freiwillig, jedoch nimmt die Zahl nun ab – und auch Kiew hat beträchtliche Verluste an der Front zu verkraften.
Die „New York Times“ berichtet nun, dass die Rekrutierer in der Ukraine immer drastischere Methoden einsetzen, um die Lücken in den Soldatenreihen zu schließen. Die Zeitung hat mit zahlreichen Anwälten, Aktivisten, Soldaten, Wehrpflichtigen und ihren Angehörigen zu diesem Thema gesprochen.
In einigen Fällen sollen Männer direkt von der Straße geholt und durch Einschüchterung oder auch unter Anwendung von körperlicher Gewalt in die Rekrutierungszentren gezwungen worden sein. Berichten zufolge haben die Rekrutierer Pässe beschlagnahmt oder auch Menschen direkt am Arbeitsplatz abgeholt.
Diese Vorgehensweise beträfe nicht nur Kriegsdienstverweigerer, sondern auch Personen, die eigentlich von Kriegsdienst befreit sein sollten. Im Herbst kam es infolgedessen zu mehreren Prozessen gegen unrechtmäßige Einberufungsbescheide, wie in dem Bericht erwähnt. Im November allein gab es 226 Gerichtsentscheidungen in diesem Zusammenhang. Anwälte berichten zudem von einem markanten Anstieg der Beschwerden.
Anwälte und Aktivisten sind der Ansicht, dass die Entlassung der regionalen Rekrutierungsleiter nichts geändert haben könnte. Sie behaupten, dass das Problem nach wie vor ungelöst sei, da die Beamten in den unteren Positionen immer noch die gleichen seien.
Von Dana Schülbe