„Die Botschaft, dass wir euch jetzt 20 Euro mehr Rente geben und dann erwarten, dass ihr schweigt, das adressiert nicht das Problem“, äußerte Müntefering gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ (Mittwochsausgabe). „Die Vereinsamung in diesem Land nimmt stetig zu. Wir benötigen dringend in sämtlichen Kommunen Beiräte für Senioren.“
Beiräte für Senioren sollen deren Anliegen beachten
Diese Beiräte sollten sodann ebenfalls an Sitzungen des Gemeinderats teilnehmen oder zumindest angehört werden, so der 83-Jährige weiter. Sie sollten Mittel und Wege haben, um auf ihre alltäglichen Probleme hinzuweisen. Als Beispiele nannte Müntefering zu knappe Ampelschaltungen, um rechtzeitig über die Straße zu gelangen, oder das Fehlen von Toiletten und Ruheplätzen mitten in der Stadt.
Er könne der Politik nur raten: „Widmet euch vermehrt diesem älteren Publikum. Die Älteren werden maßgeblich darüber mitentscheiden, wie stark die AfD wird.“ Müntefering warnte: „Die AfD spricht bereits gezielt Rentner an.“ Insbesondere in Ostdeutschland würden sich Regionen mit einem überdurchschnittlich hohen Anteil alter, alleinstehender Personen entwickeln.
Der ehemalige SPD-Vorsitzende und ehemalige Bundesarbeitsminister forderte zudem flexiblere Rentenmodelle, besonders da es in vielen Bereichen an Fachkräften mangelt. „Heutzutage sind etwa 15 Prozent der Personen, die eigentlich bereits Rentner sind, noch berufstätig. Warum werden wir an dieser Stelle nicht generell flexibler“, hinterfragte der ehemalige Bundesminister und Vizekanzler. Es sei ein „großer kulturhistorischer Fehler, ein festes Renteneintrittsalter für alle zu etablieren“.