Der Innenminister von NRW hat sich zur Situation rund um den Kölner Dom geäußert. Die Angst vor Terror soll laut Herbert Reul nicht übermäßig werden.
Das Szenario erscheint bedrohlich, obwohl es eigentlich für Schutz sorgen sollte: Personen, die sich an Heiligabend (24. Dezember 2023) auch nur in der Nähe des Kölner Doms aufhalten, werden die Bilder wohl so schnell nicht vergessen. Überall gibt es Polizei, und wer in den Dom eintreten möchte, wird streng kontrolliert. Das kann verblüfften Passanten sicherlich mal ein “Oh Mann” (oder auch mehr) entlocken.
Doch: Die Terrorbedrohung vom Samstagabend (23. Dezember) hat viel verändert. Im Dom wurde kein Sprengstoff von der Polizei gefunden, dennoch wird die Situation als ernsthaft eingeschätzt. Vor allem, weil die Drohung für Silvester ausgesprochen wurde.
Droht Terror am Kölner Dom? Herbert Reul äußert sich eindeutig
“Es gilt jetzt zu prüfen, wie zeitnah wir diesen Hinweis tatsächlich verifizieren können. Solange hier eine potenzielle Gefährdungslage besteht, werden wir selbstverständlich diese Maßnahmen beibehalten”, erklärte Polizeisprecher Wolfgang Baldes.
Die Kölner Polizei hält sich zudem bedeckt hinsichtlich der Einzelheiten des Falls. Wer hat den Hinweis gegeben? Gibt es eine gesicherte islamistische Verbindung? Vieles ist noch ungeklärt.
Klar ist: Die Polizei wird in den kommenden Tagen sehr stark beansprucht sein. Viele der Einsatzkräfte vor Ort hätten eigentlich frei, doch aus entspannten Feiertagen im Kreis der Familie wird nun nichts.
Reul: “Angst ist das Kapital der Terroristen. Wir sollten sie nicht zusätzlich aufwerten”
Während den Polizeikräften teilweise der Genuss verwehrt bleibt, sollen die Bewohner Kölns die Feiertage umso mehr genießen – das ist zumindest der Wunsch des NRW-Innenministers Herbert Reul (71, CDU).
Trotz der Vorsichtsmaßnahmen riet er dazu, aufgrund der Angst vor einem Anschlag an Weihnachten den Kirchenbesuch nicht zu meiden. “Unsere Behörden nutzen alle verfügbaren Erkenntnisse, um uns bestmöglich zu schützen. Dies zeigen nun die Maßnahmen in Köln”, betonte Reul und fügte hinzu: “Meine Bitte: Besuchen Sie die Kirche, feiern Sie Weihnachten. Angst ist das Kapital der Terroristen. Wir sollten sie nicht zusätzlich aufwerten.”
Fall in Köln: Hinweise deuten auf Verbindung zur “Provinz” des IS in Afghanistan hin
Kirche und Polizei rieten dennoch, angesichts der Kontrollen etwas früher zum Gottesdienst zu erscheinen. Die Kontrollen beanspruchen Zeit. Rucksäcke und Taschen sollten wenn möglich zu Hause bleiben.
Reul nimmt die aktuelle Situation dennoch ernst: “Vorsicht ist geboten. Wir wissen: Die Terrorgefahr ist so hoch wie lange nicht und unsere christlichen Feiertagsrituale sind natürlich auch ein Ziel von islamistischen Terroristen”, äußerte er. “Aber wir sind nicht wehrlos”, ergänzte der CDU-Politiker.
Den ersten Hinweisen zufolge führen die Spuren im Fall Köln möglicherweise zur Terrorgruppe “Islamischer Staat Provinz Khorasan” (ISPK), einem Ableger des Islamischen Staates in Afghanistan. Die “Provinz” wird als stärkster und gefährlichster Ableger des IS angesehen und soll gemäß Experten seit Monaten Anschläge in Europa planen. (mit dpa)
Von Thomas Werner (tw)