Die Bevölkerung hierzulande geht in großer Anzahl auf die Straße. Und Kanzler Olaf Scholz? Bleibt in der Defensive – auch auf Instagram. Das führt zu einigem Ärger.
„Seltsam“, „überheblich“, „leicht überheblich“– Olaf Scholz (SPD) wurde während seiner Amtszeit oft mit diesen Worten bedacht. Seine Form der Kommunikation (oder genauer gesagt Nicht-Kommunikation) war oft Zielscheibe von Kritik. Scholz wurde oft als zu distanziert und zurückhaltend wahrgenommen, so hört man.
Das kürzlich veröffentlichte Instagram-Frage-Antwort-Video des Kanzlers sorgt nun ebenfalls für viel Empörung – da es wieder den Eindruck erweckt, als hätte er keine Ahnung, was die Bevölkerung in Deutschland bewegt.
Kanzler Scholz: Unmut über Mayo-Ketchup-Antwort
Am Wochenende demonstrierten Hunderttausende in ganz Deutschland gegen Rechtsextremismus. Und Olaf Scholz? Er teilte ein „Frag den Kanzler!“-Video, in dem er über die richtige Soße debattiert – und das kurz nach den massiven Protesten gegen Rechtsradikalismus.
Auf Instagram antwortete er auf die Frage, ob er lieber Mayo oder Ketchup esse. Mit einem breiten Grinsen erklärte der SPD-Politiker, dass er „Mayo“ bevorzuge gegenüber Ketchup. Kein Wort zu den Demonstrationen.
Das Video auf Instagram ansehen:
In einer weiteren Frage sollte der Kanzler erklären: „Wie wollen Sie das Vertrauen der Bürger in die Ampel zurückgewinnen?“ Statt Selbstkritik auszuüben und zu erläutern, welche Dinge geändert werden könnten, äußerte sich der Kanzler nicht kritisch über die Ampel.
„Weniger streiten, gut arbeiten, aber auch erklären, welche bedeutenden Weichen für die Zukunft unseres Landes gestellt wurden“, gaben Scholz wieder. Der langanhaltende Stillstand sei überwunden, lobte er.
„Wir werden alles daran setzen, dass wir auch noch in zehn, zwanzig Jahren gute Arbeitsplätze haben und ebenfalls dafür sorgen, dass der vom Menschen verursachte Klimawandel gestoppt wird.“
Kanzler Scholz: Klischeehafte Antworten sorgen für Kritik
Die klischeehaften Äußerungen des Kanzlers lösen in den Kommentaren reichlich Kritik aus.
„Unfassbar, geh weg …“, äußert sich ein verärgerter Nutzer. „Ich kann ihm einfach nicht zuhören. Unter gar keinen Umständen. Mayo oder Ketchup … Wirklich?“, äußert eine weitere Kommentatorin wütend.
„Es demonstrieren gerade Hunderttausende gegen die AfD. und ihr redet über Ketchup oder Mayo?“, kritisiert ein weiterer.
„Das Land geht gerade den Bach runter und der Typ kann sich zwischen Mayo und Ketchup nicht entscheiden“, heißt es an anderer Stelle.
Es scheint, als ob die Veröffentlichung des Frage-Antwort-Videos über Mayo und Ketchup, so kurz nach den XXL-Demonstrationen im Land, zu einem ungünstigen Zeitpunkt erfolgte.
Kanzler Scholz auf Instagram: „Kommt auf uns alle an“
Immerhin hat der Kanzler kurze Zeit später ein Video veröffentlicht, in dem er ausführlich die Frage beantwortet: „Wie gehe ich gegen den Rechtsruck im Land vor? Was können die Bürgerinnen und Bürger gegen rechte Hetze und Hass tun?“
Scholz antwortet: „Es liegt an uns allen und deshalb ist es auch entscheidend, sich diese Frage zu stellen. Man sollte eine klare Position beziehen. Man sollte widersprechen. Wenn rechte Tendenzen, die menschenfeindlich sind und uns spalten, angesprochen werden. Wenn von rechts die Demokratie in Frage gestellt wird.“
Es sei wichtig, „aktiv mitzumachen“, wenn zum Beispiel zu einer Kundgebung gegen rechte Tendenzen aufgerufen wird.
Dass sich der Kanzler in Phrasen und Worthülsen versteckt, ist nicht neu. Scholz erklärt seine Politik kaum. Andere Politikerinnen und Politiker aus der Ampel-Koalition machen dies besser, Robert Habeck (Grüne) beispielsweise. Er überzeugt seit Monaten mit seinen Instagram-Erklärvideos zu Gas, Kohle, Öl oder zuletzt über die Einschüchterungen und Bedrohungen von Kommunalpolitikerinnen und -politikern.
Von Martin Gätke